Hier bei uns finden auch hin und wieder Wildtiere ein Zuhause auf Zeit. Natürlich nur, wenn sie verletzt sind und gepflegt werden müssen. Vorraussetzung ist natürlich, dass wir uns das zutrauen und dem Tier helfen können! Wenn es sich um eine Tierart handelt, mit der wir uns nicht auskennen oder für die es in der Gegend eine gute Auffangstation gibt, überlassen wir die Pflege natürlich einem Spezialisten!


Leider überleben nicht alle Tiere, da Wildtiere sich ja nur einfangen lassen, wenn es ihnen schon sehr schlecht geht. Am 3.1.2011 haben wir in der Würzburger Innenstadt eine Taube ohne Schwanz und Rückengefieder gefunden. Sie konnte weder fliegen, noch richtig laufen und saß nur aufgeplustert in einer Ecke. Wir haben sie mitgenommen und auf weitere Verletzungen untersucht. Äußerlich war nichts zu erkennen. Ich hab sie bei mir in die beheizte Badewanne mit Futter, Wasser und Handtüchern gesetzt und erstmal im Dunkeln regenerieren lassen. Die Taube hat später auch 1ml Wasser mit Vitamintropfen getrunken, aber leider nichts gefressen. Sie hat sich nicht gewehrt oder ähnliches, sondern war einfach nur apathisch, was leider auf eine Gehirnerschütterung schließen lässt - oder schlimmeres! Am Abend ist die Taube dann leider gestorben. Sie saß einfach so da wie zuvor, Augen geschlossen... Man hätte ihr wohl so oder so nicht helfen können!

Wenigstens wurde sie nicht tot getreten, den das wäre in der Innenstadt wohl früher oder später passiert. Wir sind auf sie aufmerksam geworden, weil Touristen sie mit den Füßen geärgert hatten und sie nur mühsam ausweichen konnte... Das hat kein Tier verdient! Zu diesen Verletzungen kam sie entweder durch einen Hund oder eine Katze oder aber durch ein Auto. Ich hatte im letzten Sommer so eine Situation schon einmal fast an der selben Stelle erlebt. Da pickten Tauben auf der Straße, ein Auto kam, erwischte eine der Tauben am Schwanz, die Taube flog auf und der ganze Schwanz riss aus und die Federn verteilten sich über die ganze Straße. So etwas kann also durchaus vorkommen, aber durch den Schock kann es eben zum Tod kommen und ohne Schwanz kann eine Taube nicht mehr richtig fliegen, weil sie nicht steuern kann, deshalb ist ein solches Tier im Winter so oder so ziemlich chancenlos. Jetzt hat sie es wenigstens in Ruhe überstanden.

Im Sommer 2010 haben wir in einem Schlosspark in Veitshöchheim eine schwarze Spinne in einem Teich gefunden. Sie trieb tot auf der Wasseroberfläche - eigentlich nichts besonderes, aber da wir am nächsten Tag in der Uni einen Praktikumstag zum Thema Spinnen hatten, hab ich gedacht, ich nehm dieses Exemplar mal mit um es zu bestimmen. Also hab ich es aus dem Brunnen geholt, in eine Tempo-Hülle gelegt und mit nach Hause genommen.

Zuhause wollte ich nachsehen, ob sie schon getrocknet war, aber da bewegte sich in der Tempo-Tüte plötzlich ein Bein! Die Spinne war gar nicht tot!!!

Wir haben uns also sofort auf die Suche nach einem Bestimmungsschlüssel für Spinnen gemacht und kamen nach einiger Zeit zu dem Befund, dass es sich entweder um eine hochgiftige Spinne aus Australien (Sydney-Trichterspinne) oder die hier heimische Tapezierspinne handeln muss. Beide Arten sehen sich sehr ähnlich! Am Tag darauf nahm ich das Tier mit in die Uni und lies sie von meinem Professor bestimmen. Das Urteil Tapezierspinne war richtig! Es handelte sich um eine männliche Spinne der Gattung Atypus (Artbestimmung nicht möglich), die hier in Deutschland zwar vorkommt, aber sehr selten gesichtet wird, weil sie in Erdlöchern lebt, die sie mit Spinnweben auskleidet um Beute, die ins Loch fällt zu verspeisen. Dieses Tier war wohl auf Brautschau und hat sich verirrt. Den Sturz ins Wasser überlebte er im Endeffekt nicht, denn nach dem Tag an der Uni starb er dann wirklich. Allerdings war es ein sehr altes Individuum (Spinnen fallen normalerweise nicht in Teiche) und so ist es nun ein Teil der Tier-Sammlung der Universität Würzburg und wird uns noch lange erhalten bleiben. Er darf jetzt halt für immer baden